Noch ein Roman des ungarischen Schriftstellers Antal Szerb, dieser allerdings deutlich schräger als Reise im Mondlicht. In den 1930er Jahren lernt der ungarische Wissenschaftler und Büchernarr Dr. János Bátky, der Ich-Erzähler des Romans, auf einer Abendgesellschaft den Earl of Gwynned kennen. Weil sie sich sympathisch sind und sich beide für die mystischen Schriften des 17. Jahrhunderts interessieren, lädt der eigentlich eher zurückhaltende Earl den Doktor auf sein Schloss in Wales ein. Dort dürfe er nach Herzenslust in der gutsortierten Bibliothek studieren.
Bátky ist begeistert und gerät alsbald in einen Sog unheimlicher Geschehnisse. Er erfährt nicht nur, dass der Earl gewöhnungsbedürftige Tierversuche unternimmt, um dem Geheimnis des ewigen Lebens auf die Spur zu kommen, sondern dass außerdem jemand versucht, den Earl zu ermorden, was mit einer verwickelten Erbschaftsgeschichte zu tun hat. Oder vielleicht mit etwas ganz anderem?
Nichts fehlt in diesem höchst amüsanten Verwirrspiel: Es gibt die liebliche junge Dame, die geheimnisvolle Schöne, den doppelgesichtigen Freund, den unerschütterlichen Draufgänger, einen Hausgeist und einen sagenhaften Ahnherrn, Asaph Pendragon, den Begründer eines alchimistischen Ordens. Der Legende nach wusste er um das Geheimnis der Goldherstellung und sein unversehener Leichnam wartet in seiner Gruft auf die „Auferstehung des Fleisches“. Bátky – immer mittendrin – versucht, Licht in das ganze Durcheinander zu bringen und Gut von Böse zu scheiden. Dabei lässt er es nicht an ironischen Bemerkungen über die anderen Personen und sich selbst fehlen und erinnerte mich damit stilistisch an die Maskeraden-Eskapaden-Romane Walter Satterthwaits.
Mit wunderbar leichter Hand geschriebene und nicht ganz ernst gemeinte Mischung aus Gruselgeschichte, Detektivroman, Schelmenstück und Thriller, dabei stilistisch wieder ebenso ausgezeichnet wie die Reise im Mondlicht. Aber natürlich völlig anders.
Danke für diesen schönen Buch-Tipp. Ich habe „Reise ins Mondlicht“ vor drei Jahren gelesen – es hat mir sehr gefallen – doch ich habe mich nicht weiter mit anderen Werken des Autors beschäftigt. Ich sehe also, dass ich hier etwas nachzuholen habe. 🙂
Ja, liebe Wortgalerie, Szerb ist sehr interessant und vielseitig. Man nennt ihn auch den „großen Eleganten“, sein Stil rechtfertigt das vollkommen. Falls du Erzählungen magst, kann ich dir noch „In der Bibliothek“ von ihm empfehlen. Liebe Grüße!
Ich habe mir die Pendragon-Legende mittlerweile schon bestellt und da ich gerne Erzählungen lese, habe ich nun auch etwas für meine Wunschliste.
Danke 🙂
Ah, das freut mich, liebe Wortgalerie : ) Dann wünsche ich anregende Lektüre!