Für die einen ist Athen groß, laut und dreckig, für mich ist Athen eine der schönsten und interessantesten Städte, die ich kenne. Und jedesmal entdecke ich Neues, Interessantes, Skurriles. So auch diesmal, als ich an einem warmen Spätsommertag mit meinem Liebsten durch Athen spazierte.
Wer schon einmal in Athen war, kennt die vielen Athener Bausünden, aber es gibt auch noch einige gepflegte alte Häuser – ich wünschte, es wären mehr. Athen muss einmal, auch architektonisch, eine wunderschöne Stadt gewesen sein. Heute erschließen sich die Schönheiten manchmal erst auf den zweiten Blick.
Wir begannen unseren Rundgang quasi in einem Grenzgebiet, nämlich zwischen Kolonaki, einem der besten Stadtviertel Athens, und Exarchia, einem Studentenviertel mit Hafenstraßencharme. Dort nämlich befindet sich die Buchhandlung Free Thinking Zone, die so viel mehr als eine Buchhandlung ist. Über sie werde ich euch in einem Extra-Beitrag mehr erzählen.
Not macht erfinderisch: Da etliche Läden im Souterrain liegen und naturgemäß nicht mit großen Schaufenstern auf sich aufmerksam machen können, haben die Ladenbesitzer ihre Schaufenster direkt auf dem Bürgersteig. Gute Idee!
Eine andere gute Idee ist die Initiative „Rethink Athens“, geplant ist, die Straße, an der sich die Universität befindet – sie heißt eigentlich Eleftheriou Venizelou, aber jeder nennt sie Panepistimiou, also Universitätsstraße – zu einer grünen Zone zu machen. Derzeit ist sie noch voller Autos und wenig attraktiv. Doch wenn erst einmal nur noch Fußgänger, Radfahrer, Taxis und die Tram zwischen viel Grün verkehren, wird der Boulevard sicher eine ganz neue Pracht entfalten. Vielleicht schon in zwei, drei Jahren zu bewundern.
Sehr angetan waren wir von diesem Apparat, der sich vor der Stoa tou Bibliou, der Bücherpassage, befindet.
Der Polygraph aus russischer Produktion sieht von allen Seiten klasse aus.
Ein bisschen steampunkig, jedenfalls sehr faszinierend.
Zu gern hätte mein Liebster ihn richtig ausprobiert.
Die Bücherpassage selbst ist ein Hort der Ruhe und Belesenheit.
In der verzweigten Passage befinden sich mehrere Buchhandlungen und im Zentrum Sitzgelegenheiten sowie Schaukästen, in denen Bücher ausgestellt sind.
In der Bücherpassage ist auch das Theatro Technis untergebracht.
Nach einer Pause bei frischen Säften spazierten wir zu einem Herrensalon der besonderen Art: En Athinais 1928 ist eingerichtet – ja, wie 1928 – und versprüht einen ganz besonderen Charme. Einen Bericht dazu auf Englisch findet ihr hier.
Hier kann sich der gepflegte Mann von heute nach Art des gepflegten Mannes von einst mit dem Rasiermesser rasieren lassen und sich fühlen wie in einem alten Film. Leider braucht man einen Termin, der Laden brummt, sodass mein Liebster sich nicht rasieren lassen konnte. Nächstes Mal!
Zuletzt spazierten wir zum Archäologischen Nationalmuseum. Und obwohl wir uns wahrscheinlich nur einen Bruchteil der sagenhaften Ausstellungsstücke angesehen haben, hatten wir einen Wow-Moment nach dem anderen. Besonders fasziniert waren wir vom „Mechanismus von Antikythera“, wegen dem wir auch hauptsächlich hergekommen waren. Leider schließt der Museumsshop bereits um 16 Uhr (es war halb sechs, als wir beschlossen, weitere Wow-Momente aufs nächste Mal zu verschieben), sodass ich mir keine Mechanismus-Devotionalien mehr kaufen konnte ; ) Nächstes Mal!
So, ich hoffe, der kleine virtuelle Spaziergang hat euch gefallen und macht euch vielleicht auch Lust auf eine Reise nach Athen.
Wow, tolle Eindrücke :-). Es scheint, Du bist öfter in Athen…? Auf jeden Fall scheint es eine Stadt zu sein, die eine Reise wert ist – steht schon lange auf meiner Liste ;-). Liebe Grüße, Birthe
Danke, liebe Birthe! Ja, Athen lohnt sich wirklich sehr : )
Danke! Schön und informativ! Ich bin immer gerne in Athen…
Das freut mich, lieber Wolfgang! Ich auch …
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Hallo Petra,
danke für diesen informativen Bericht. Bin gespannt auf weitere.
Liebe Grüße aus dem südlichen Texas,
Pit
Gern, lieber Pit! Liebe Grüße!
Was für tolle Eindrücke du schilderst. Vor allem den Mechanismus von Antikythera finde ich total interessant, seitdem ich ein Buch darüber gelesen habe! Ich muss dringend mal nach Athen! Die Stadt hat offenbar viel Charme.
Das hat sie wirklich, liebe Petra! Der Mechanismus hat einen eigenen Raum im Museum mit Modellen, Filmen, 3D-Animationen – toll gemacht! Welches Buch hattest du gelesen? Das würde mich und meinen Liebsten auch interessieren …
Die Entschlüsselung des Himmels von Jo Marchant. Das Buch habe ich auch in meinem Blog vorgestellt: http://elementareslesen.wordpress.com/2013/04/13/jo-marchant-die-entschlusselung-des-himmels/ Ich war wirklich begeistert über das, was die Autorin zusammen getragen hat. Wird Euch bestimmt auch gefallen!
Super, werde ich kaufen, danke : )
Hat dies auf Eulen aus Athen rebloggt und kommentierte:
Wenn in einem Beitrag der Mechanismus von Anthikithira, Rethink Athens und die Free Thinking Zone vorkommen, dann muss ich auf jeden Fall rebloggen. Hier der Beitrag von Petra über unseren Spaziergang durch Athen.
Ja, macht auf jeden Fall Lust direkt ein Flugticket zu buchen, v.a. bei dem schlechten Wetter hier, danke für die schöne Berichterstattung! 😉
Das freut mich, liebe Suzy! Der nächste Urlaub kommt bestimmt ; )
Interessant und charmant geschrieben, und die Fotos erst, toll! hab wieder Lust auf Athen bekommen ….
Danke, liebe Gerda! Zum Glück hast du es ja nicht so weit : )
Der Polygraph erinnert mich an HG Wells Zeitmaschine. 🙂 Danke für diesen schönen Spaziergang durch Athen.
Sehr gern, liebe Tanja! Zeitmaschine, genau! Gute Assoziation : )
Liebe Petra! Dein Beitrag macht einem richtig Lust auf Athen. Und mir bewusst, dass ich über diese Stadt eigentlich nichts weiß, wenn man von der Akropolis, die ich natürlich aus der Kunstgeschichte kenne, absieht.
lg, Wolfgang / buchwolf
Lieber Wolfgang, Athen ist im Frühling (April/Mai) besonders schön, noch nicht so heiß, es blüht, an Ostern sind die Athener selbst im Urlaub, also ist es auch nicht besonders voll – kurz: Vielleicht wäre das ja ein feines Ziel fürs nächste Jahr : ) Liebe Grüße!
Liebe Petra,
ich finde ja die Idee mit den Schaufenstern auf dem Bürgersteig genial!
Ich bin ja recht klein, so dass diese Art von Schaufenster genau richtig für mich wäre! Kicher.
Liebste Grüße,
Mina
Kicher, das ist ja praktisch, liebe Mina : )
Wie schön, daß du hier „bei uns“ in Athen warst und den Lesern mal die schönen Seiten dieser Stadt nahegebracht hast. Auf den ersten Blick ist die Stadt ein chaotischer Moloch, aber auch nach meinen fast genau auf den Tag 20 Jahren hier entdecke ich noch immer so viel Schönes, Kurioses, Interessantes…Und Athen ist voll von jungen Menschen, die mit viel Elan und originellen Ideen das Stadtbild immer wieder bereichern. Und man darf auch nicht vergessen, daß Not erfinderisch macht: Die lange Krise hat viel Kreativität und Schaffenskraft angekurbelt!!! LG aus Athen
Andrea
Wie wahr, liebe Andrea! Mein Liebster befasst sich ja auf seinem Blog (www.eulenausathen.com) mit der besonderen Kreativität und Schaffenskraft griechischer Startups, das finde ich auch wahnsinnig spannend! Athen ist einfach toll : ) Liebe Grüße!
Aha, daher der Hang zu Athen ! 🙂 Hört sich sehr interessant an, das Blog Deines Mannes, werde ich mal in Ruhe reinlesen und natürlich ab jetzt gespannt folgen!!! Als Selbständige hier inmitten der Krise sind solche Beiträge sehr wichtig, viel zu viel Falsches und Verzerrtes über das aktuelle Griechenland tummelt sich in den deutschen Köpfen…LG aus Athen!
Ich finde sein Thema auch spannend und wichtig, wie du sagst: Zu viel Falsches und Verzerrtes, dem möchte er entgegen wirken : )
Danke für den Ausflug nach Athen, den ich eben gemacht habe.
Mit einer Tasse Kaffee in der Hand, während die Presse vom Ebola Virus berichtet und draussen der Nebel mein Dorf schluckt.
Jetzt blubbert in mir ein positives Gefühl. Und der Nebel kann mich mal. Alles andere auch 🙂
Herzlich.
La Lila
Das freut mich, liebe Mme Lila, so wünsch ich mir das für meine Bloggäste ; )
Es ist lange her, dass ich in Athen war. Danke für den virtuellen Spaziergang durch eine eindrucksvolle Stadt.
Liebe Grüsse,
Claudine
Ich freue mich, dass es dir gefallen hat, liebe Claudine – vielleicht fährst du ja mal wieder hin … Liebe Grüße!
Ich habe Athen bislang nur auf der Durchreise gesehen und es nie weiter als bis zur Akropolis geschafft. Beim nächsten Mal nehme ich mir mehr Zeit. Lieben Gruß, Peggy
Es lohnt sich, liebe Peggy!
Tolle Fotos! 🙂
Danke : )
Das ist klasse. Mein einziger Athen-Besuch vor vielen Jahren hat einen sehr verworrenen, staubigen und düsteren Eindruck hinterlassen; dieser Bericht hat mir gefehlt. .)
Das freut mich, liebe Lakritze : ) Vielleicht kannst du deine Eindrücke ja irgendwann mit schöneren überlagern … Athen ist immer eine Reise wert : )
Hm, mit Altgriechisch komme ich da nicht weit. Das schreckt mich etwas. .))
Du könntest immerhin am Hafen nach der nächsten Galeere fragen ; )
Macht mir Lust auf einen vierten Athen-Besuch!
Athen ist ja immer eine Reise wert : ) Aber im Ernst, das freut mich wirklich! Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich Athen besucht habe, aber jedes Mal entdecke ich etwas Neues, das macht jeden Besuch spannend.und interessant.