Mein Lesejahr 2020 begann mit einer schönen Entdeckung: Sarah Kirschs Ænglisch ist ein bezauberndes, sprachschrulliges Reisetagebuch, das ich wärmstens empfehle. Zudem ist es angereichert mit Fotos und faksimilierten Seiten ihres Tagebuchs; eine gute Idee, die mir die Diaristin noch ein bisschen nähergebracht hat.
Auf dieses Buch kam ich über den Blogbeitrag des famosen Herrn Buddenbohm mit überdies ganz famosen Fotos aus vergangenen Zeiten bestückt, also der Beitrag, nicht der Autor, aber ich schweife ab. Jedenfalls empfahl Max Buddenbohm Sarah Kirschs Prosaschriften aufs Eindringlichste, weswegen ich nach kurzer Rücksprache mit ihm gleich mal etwas von ihr auf meinen Reader lud. Und siehe, das war wohlgetan. Ich begann nämlich mit ihrem Reisetagebuch (weil Reisen und Tagebücher, das geht ja bei mir meist ganz gut), Ænglisch geheißen (auch die Schreibung fand ich unwiderstehlich), in dem sie von einer Reise mit ihrem Sohn Moritz nach Cornwall und Devon im August 2000 schreibt. Und wie! Vergnüglich, mit Sprachschrullen (das mag ich sowieso gern), keine gedrechselten, irgendwie ins Poetische gedrückten Sätze, sondern erfrischend unprätentiöse Beschreibungen. Hier ein paar Kostpröbchen:
„Wir haben das Schiebefenster geöffnet und es riecht nach Meer und die Möwen randalieren. Das Meer ist so blau so blau noch in der Nacht.“
„Lange am Meer gesessen. Alles voller Hitchcock-Möwen.“
„Nun kann ich das Wetter sehen. Sehr zart bewölkt, es wird sicher noch prachtvoll. Die Autos schlafen noch.“
Einfach schön! Die beigefügten Fotos und faksimilierten Seiten aus ihrem Tagebuch unterstützten bei mir das Gefühl, im Tagebuch einer Freundin lesen zu dürfen.
Beim Lesen bzw. auch hinterher hatte ich außerdem das dringende Bedürfnis, ebenfalls eine Reise nach Cornwall und Devon zu unternehmen. Aber vielleicht lieber ganz mit dem Zug und nicht teils mit dem Schiffe, ich bin eventuell nicht seefest genug. Jedenfalls besorgte ich mir nach dem großen Erfolg, diesmal aber als analoges Buch (gibt es sowieso nicht in E), Sarah Kirschs gesammelte Prosa, 724 Seiten, an denen ich derzeit lese. Mal sehen, ob ich mich irgendwann auch noch an ihre Gedichte mache.
Liebe Petra,
wie soll man denn der Beschreibung „bezauberndes, schrulliges Reisetagebuch“ widerstehen? Wie denn, bitte schön! Ich frage dich. Ernsthaft.
Liebe Grüße
Anna
: ) Am besten gar nicht, liebe Anna! Das wusste doch schon Oscar, dass man allem widerstehen kann, bloß nicht der Versuchung. Liebe Grüße!
Hmm, aber der Regalplatz… LG
Ich gehe alle paar Monate meine Regale durch, ob ich nicht was weggeben kann. Und das ist fast immer der Fall. Probier‘s mal : )
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Liebe Petra, der Beitrag fiel in meine Blogpause, dank Anna habe ich ihn nun entdeckt. Wie gut! Ich kenne bisher nur die Gedichte von Sarah Kirsch, aber das springt mich jetzt sofort an. Eine Leselücke, die ich nach deiner Empfehlung bald schließen möchte. Herzliche Grüße Birgit
Korrektur – jetzt sehe ich erst im Reader, dass deine Besprechung ja taufrisch ist – ich dachte, sie sei älter. Ui, wie fix Anna doch ist!!!
Die ist superfix gewesen!
Wie schön, liebe Birgit! Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass dir das Buch gefallen wird : )
Danke fuer den Tipp, liebe Petra. Damit ich es nicht vergesse, habe ich das Buch schon einmal auf meine Wunschliste bei Amazon gesetzt.
Liebe Gruesse,
Pit
Wie schön, lieber Pit, ich freu mich, dass ich dich für das Buch gewinnen konnte. Liebe Grüße!
Ich habe gesehen, dass es dieses Buch sowohl als Kindle-Ausgabe als auch als Hardcover gibt. Obwohl ich sonst – weil mir der Regalplatz ausgeht – Kindle kaufe, wuerde ich hier die gedruckte Version vorziehen.
Liebe Petra,
das Buch über randalierende Hitchcock-Möwen ist sofort in das Wunschkörbchen gewandert!
Danke für den schönen Einblick in die Prosa!
Grüße,
Barbara
Sehr gern, liebe Barbara! Wirklich ein schönes Reisetagebuch : )
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