Petra Busch zu ihren Lese- und Reisegewohnheiten

Petra Busch ist frischgebackene Preisträgerin des renommierten Friedrich-Glauser-Preises für das beste Debüt des Jahres 2010 – herzlichen Glückwunsch! Bekommen hat sie ihn für ihren Krimi Schweig still, mein Kind, der in einem nur vordergründig idyllischen Schwarzwalddorf spielt. Der zweite Band um Hauptkommissar Moritz Ehrlinspiel (Mein wirst du bleiben, Oktober 2011) spielt im städtischen Milieu in Freiburg. Ob es Petra Busch auch bei ihren Reisen in idyllische Regionen oder eher in die Metropolen der Welt zieht und welche Bücher sie selbst gern liest, erfahrt ihr in diesem Fragebogen.

Die Autorin Petra Busch

Die Autorin Petra Busch zu Gast bei Philea's Blog (c) Petra Busch

Geboren wurde Petra Busch übrigens 1967 am Bodensee. Sie arbeitet als freie Kriminalschriftstellerin, Herausgeberin und als Texterin für internationale Kunden aus Wissenschaft, Technik und Kultur. Sie studierte Mathematik, Informatik, Literaturgeschichte und Musikwissenschaften und promovierte in Mediävistik. Die Autorin lebt im Nordschwarzwald.

Homepage: www.petra-busch.de

Facebook: www.facebook.com/petrabusch1

1. Suchst du in deinem Urlaub die Idylle (mit ihren assoziierten Eigenschaften Ruhe, landschaftliche Schönheit etc.) oder lieber „bewegtere Orte“?

Petra Busch: Mich zieht es meist in die Idylle. Zumindest sollte das Hotel ruhig liegen. Weil ich aber die Abwechslung liebe, bin ich auch gern einmal in pulsierenden Städten unterwegs – aber davon habe ich nach zwei Tagen meist genug. Ideal ist ein kleiner Urlaubsort, von dem aus man auch einmal große Städte mit Museen, Ausstellungen, Konzerten und tollen Cafés besuchen kann.

2. Was sind deine Lieblingsreiseziele und warum?

Petra Busch: Orte mit Wüste und exotischen Basaren. Ich glaube, ich kenne inzwischen alle arabischen Länder. Ich mag die Stille, die aus kilometerweiter Sandlandschaft „spricht“. Die kleinen und großen Tiere, die dort herumkrauchen, skurrile Steinformationen. Und ich mag den Duft von fremden Gewürzen, den Klang fremder Sprachen, Gesichter, die von einem anderen Leben als unserem europäischen erzählen. In den letzten Jahren war ich aber meist in Europa unterwegs, die Sehnsucht nach der ganz großen Ferne holt mich seltener ein als früher. Erholen kann ich mich überall – und meiner großen Leidenschaft, dem Fotografieren, nachgehen, auch.

3. Gibt es ein Sehnsuchtsziel, das du irgendwann bereisen willst?

Petra Busch: Indien und Island. Ich fürchte aber, dass ich mich zu Island nie aufraffen werde – weil ich schrecklich verfroren bin : )

4. Wie gründlich bereitest du dich auf eine Reise vor – einfach buchen und los oder mit Reiseführern, Internet, Karten etc.?

Petra Busch: Das hängt vom Reiseziel ab. In der Regel lese ich vorher viel über das Land, vor allem, wenn die Kultur mir fremd ist. Reisen bedeutet für mich meist nicht „einfach Urlaub machen“. Ich möchte die Menschen und ihr Leben kennenlernen, mich auch einlassen können auf das Neue – nicht als Touristentrampel „all inclusive“ irgendwo „einfallen“. In China beispielsweise war mir das besonders wichtig.

Bisher habe ich überall große Gastfreundschaft erfahren. Vielleicht auch deshalb, weil ich selten in Gruppen reise, erst recht nicht am Hotel-Pool oder Strand herumliege und Massen meide und außerdem unheimlich gern die wichtigsten Wörter einer Sprache lerne. „Danke“, „guten Morgen/Abend“, „Ich heiße Petra“, „Ich komme aus Deutschland“ usw. Das sind Kleinigkeiten – aber sie gehören für mich einfach zum Respekt vor dem Gastgeber, und sie bewirken so unheimlich viel: Die besten „Gespräche“ mit Hand und Fuß haben sich schon daraus entwickelt, manchmal auch spontane Einladungen, und man verlässt die Leute nie ohne miteinander gelacht zu haben.

Daneben gibt es aber auch Länder, die mir vertraut sind und die ich mittlerweile ohne viel Vorbereitung bereise. Südfrankreich, wo ich ein wunderbar idyllisches Lieblingsdorf mit winzigem Lieblingshotel habe, die Bretagne, Irland etwa. Und wenn’s mich packt, fahre ich auch einfach mal ohne konkretes Ziel für zwei Wochen los. Koffer ins Auto, fertig … Oder ich radle einfach los – immerhin habe ich ja meinen geliebten Schwarzwald direkt vor der Haustür : )

5. Gibt es Reiseschriftsteller, die du besonders magst? Wenn ja, was gefällt dir besonders an ihnen?

Petra Busch: Hm, nein. Ich bin keine Freundin von Reiseschriftstellern. Ich mag die Reihe „Gebrauchsanweisung für …“, denn die ist humorvoll und oft ziemlich treffend geschrieben. Aber das ist ja keine Reiseliteratur im eigentlichen Sinne.

6. Liest du auf Reisen, was am liebsten?

Zwei oder drei Romane habe ich immer in der Tasche. Einer davon spielt im Urlaubsland, am besten in der Region, in die ich fahre. Der zweite ist meistens ein Krimi, der gerade ganz oben auf einem meiner wachsenden SUBs (Stapel ungelesener Bücher) liegt. Der dritte ist eines der Bücher, denen ich in der Bahnhofs- oder Flughafenbuchhandlung mal wieder nicht widerstehen konnte ; )

7. Liest du auf Reisen andere Bücher als zuhause?

Petra Busch: Ja und nein. Ich habe meist einen Krimi und ein weiteres Buch – oft ein Fachbuch zu einem Thema, das ich gerade für meine eigenen Romane recherchiere – auf dem Nachttisch liegen.

8. Schreibst du auf Reisen? Eher Privates oder an deinen Romanen?

Petra Busch: Ohne schreiben geht bei mir gar nichts : ) Unterwegs verfasse ich am liebsten Satiren oder Glossen. Ich liebe es, im Zug zu sitzen oder im Flieger, im Straßencafé oder in der Hotelbar, und zu beobachten. Da gibt’s die wunderbarsten Gestalten und Szenen, aus denen sich so manche belletristische Kleinigkeit machen lässt. An den Romanen dagegen arbeite ich nicht im Urlaub. Dazu müsste ich viel zu intensiv in meine Geschichte(n) ein- und für den realen Rest der Welt abtauchen. Die Tage wären dahin, und ich hätte vom Urlaubsland und meinen Mitreisenden kaum etwas gesehen.

9. Gibt es einen Ort oder eine Landschaft, dem/der du gern ein Gedicht widmen würdest (oder die du von einem Dichter deine Wahl gern bedichten lassen würdest)?

Petra Busch: Wenn, dann schriebe ich höchstens ein persiflierendes, witziges Gedicht so nach Art meines Namensvetters Wilhelm Busch. In der Tat schreibe ich gern solche Reime. Aber die beziehen sich dann auf (beobachtete) Urlaubsszenen. Familien am Strand, Pärchen beim Frühstück. Herrlich. Das ist aber nicht an einen Ort oder eine Landschaft gebunden.

10. Welche Stadt könntest du dir gut als Setting für einen deiner Romane vorstellen – oder ziehst du für deine Krimis die scheinbare Idylle vor, weil sich ein besonderer Reiz ergibt, wenn sie durchbrochen wird?

Petra Busch: Das Setting ist zunächst zweitrangig. Mir geht es zuallererst um die Menschen, um ihre Schicksale, Verstrickungen und Konflikte. Meine Krimis könnten überall spielen, aber natürlich passt zu manchen Romanthemen eher die Idylle, zu anderen eine Stadt. Einen Freiburger Hauptkommissar habe ich deshalb, weil ich zwanzig Jahre in dieser Stadt gelebt habe, jeden Winkel kenne. Und weil ich mit einem Kriminalhauptkommissar und dem Pressesprecher der Kripo weit mehr als die Hälfte meines Lebens gut befreundet bin. Eine bessere Quelle für Ideen und Recherchen gibt’s einfach nicht ; )

11. Was darf in deinem Reisegepäck, von Kleidung, Hygieneartikeln etc. einmal abgesehen, niemals fehlen?

Petra Busch: Notizbuch und Stift. Kamera-Ausrüstung. Sherpa zum Tragen der Kamera-Ausrüstung : )

 

Über Petra Gust-Kazakos

Fiel als Kind in eine Buchstabensuppe; Femme de lettres, virtuelle Salonière, Public Relations Managerin, Autorin, stets lese- & reiselustig https://phileablog.wordpress.com/
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Eine Antwort zu Petra Busch zu ihren Lese- und Reisegewohnheiten

  1. synaesthetisch schreibt:

    sehr interessantes Interview, danke für diesen spannenden Einblick!

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