Very special: Fünf. Zwei. Vier. Neun.

Fünf. Zwei. Vier. Neun.

Fünf. Zwei. Vier. Neun.

Fünf. Zwei. Vier. Neun. – so der Titel einer monatlichen  Zeitschrift für Gesellschaft, Kultur und Literatur in den 5.249 Tagen der Weimarer Republik, die der Literaturkenner und Verleger Jörg Mielczarek per Crowdfunding ins Leben rufen will. Ich habe ja ein Faible für solche Very-special-interest-Geschichten und habe Jörg dazu ein paar Fragen gestellt.

Als Jörg mich per E-Mail auf sein Projekt aufmerksam machte, hat mich die Idee gleich fasziniert. Und ich hoffe, dass sich genügend viele Leserinnen und Leser dafür finden, die das Thema ebenso reizt.

Petra: Eine überaus fruchtbare Zeit mit hochinteressanten Schriftstellerinnen und Schriftstellern: Kafka, die Manns, Irmgard Keun … Wieso gerade diese Epoche und was genau fasziniert dich persönlich so sehr daran, dass du dazu eine eigene Zeitschrift ins Leben rufen möchtest?

Jörg Mielczarek

Jörg Mielczarek

Jörg Mielczarek: Die Geschichte der Weimarer Republik hat mich bereits in der Schule fasziniert. Wahrscheinlich, weil in einer sehr kurzen Zeit – 5249 Tagen, hieraus leitet sich auch der Name der Zeitschrift ab – unfassbar viel passierte. Und die Literatur ist hiervon das Spiegelbild, erstmals trat sie in einer ungeheuren Vielfalt hervor, große gesellschaftliche Veränderungen wurden literarisch verarbeitet. Kein Wunder, dass ich die Schreibe der Weimarer Zeit als so attraktiv empfinde.

Petra: Es gibt durchaus eine Fülle von Schriftstellerinnen und Schriftstellern und wenn es auch um die Gesellschaft und Kultur allgemein gehen soll, so finden sich da sicher viele Themen – hast du ein zeitliches Limit, sprich: Siehst du die Zeitschrift als temporäres Projekt, bis sozusagen alles auserzählt ist?

Jörg Mielczarek: Im Augenblick kann ich noch kein Ende sehen. Inhaltlich steht die Nullnummer, die sich mit der Weltwirtschaftskrise auseinandersetzt. Daher ist auch Hans Falladas Roman Kleiner Mann, was nun? die Titelgeschichte dieser Ausgabe. Zu vielen weiteren Ausgaben wurden bereits Materialien zusammengetragen: Irmgard Keuns Gilgi als Titelgeschichte einer Ausgabe über die Stellung der Frau in der Gesellschaft; Kästners Emil und die Detektive über Kinder- und Jugendbücher der damaligen Zeit; Döblins Berlin Alexanderplatz über die Metropole Berlin; Roths Spinnennetz über das Erstarken der rechten Parteien; Remarques Im Westen nichts Neues über die Literatur, die sich mit dem 1. Weltkrieg auseinandersetzt; auch zu Der Untertan, Der Zauberberg, Jud Süß, Schloß Gripsholm, Siddhartha und vielen weiteren Büchern wurden bereits viele Materialien gesammelt.

Fünf.Zwei.Vier.Neun ist kein reines Zeitschriftenprojekt, zu jeder Ausgabe erscheint auch ein Taschenbuch mit Texten bekannter und unbekannter Autoren zum Thema. Die Feuilletons der Tageszeitungen der damaligen Zeit waren ja voll dieser Schätze. Da gibt es ganz, ganz viel Gutes zu entdecken. Könnte auch unter dem Motto stehen „Erzählungen, die keiner kennt, die man aber gelesen haben sollte“.

Petra: Das klingt sehr vielversprechend, auch die Pläne zu den weiteren Ausgaben! Wer wird die Inhalte zu deiner Zeitschrift beisteuern, kannst du uns dazu etwas erzählen?

Jörg Mielczarek: Im Mittelpunkt stehen die Originaldokumente, die ich seit knapp eineinhalb Jahren aus knapp 80 Tageszeitungen und Zeitschriften der damaligen Zeit zusammengetragen und in einer Datenbank erfasst habe. Bei der Nullnummer wurde noch auf Gastautoren verzichtet; ab Ausgabe 1 soll und wird es aber Gastautoren geben.

Petra: Gibt es eine weitere Epoche in der Literaturgeschichte, die dich für eine weitere Zeitschrift dieser Art begeistern könnte?

Jörg Mielczarek: Der Tag hat leider nur 24 Stunden, mit einem solchen Projekt ist man gut ausgelastet. Aber tatsächlich ist angedacht, Sonderhefte herauszubringen, wenn Fünf.Zwei.Vier.Neun. das Laufen gelernt hat. Das können andere Literaturepochen sein oder aber beispielsweise Themenhefte wie über die „Literatur in Lateinamerika“. Diese mag ich auch sehr.

Petra: Herzlichen Dank für deine Antworten, lieber Jörg!

Mehr über das Projekt findet ihr auf der sehr informativen Seite dazu: https://www.startnext.com/literaturweimar – ich freue mich schon auf die Nullnummer!

Über Petra Gust-Kazakos

Fiel als Kind in eine Buchstabensuppe; Femme de lettres, virtuelle Salonière, Public Relations Managerin, Autorin, stets lese- & reiselustig https://phileablog.wordpress.com/
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16 Antworten zu Very special: Fünf. Zwei. Vier. Neun.

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  2. anglogermantranslations schreibt:

    Man hat sich ja etwas bei diesem Zahlentitel gedacht, und sie sind ohnehin wieder groß in Mode. Frau Kampusch hat 30…? Tage im Titel, aber merken kann ich mir so was nicht. Schlimm genug, dass Kontonummern jetzt so ellenlang sind und man sich zigtausend PIN merken soll. Eine Zumutung ist das! 🙂

  3. Gerhard Mersmann schreibt:

    Und ein Herz für das Erinnern!

  4. Mina schreibt:

    Sehr toll! Ich habe es gleich mal auf Twitter eingestellt und werde einen kurzen Beitrag hochladen. Und natürlch spenden. 🙂

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