Der Pfau ist ein vergnüglicher Roman von Isabel Bogdan voller ungewöhnlicher Zutaten: ein schottischer Landsitz nebst Lord und Lady, eine Prise Ferienstimmung, eine Teambuilding-Maßnahme für ein reichlich heterogenes Team von Bankern, eine einfallsreiche Köchin, eine aggressive Gans, mehrere Hunde und ein ziemlich durchgeknallter Pfau.
So, das ist ja schon mal eine interessante Rezeptur. Der verrückt gewordene Pfau springt plötzlich auf alles an, was blau ist, sei es eine Mülltüte oder die Regentonne. Lady Fiona, die gerade an einem Konzept für einen Windpark arbeitet, und Lord Hamish, Altphilologe, vermieten die Cottages auf ihrem Land an naturverliebte Feriengäste. Der aggressive Pfau ist ihnen ein bisschen peinlich. Vor allem als er anfängt, das blaue Auto besonders sympathischer Feriengäste zu attackieren. Ansonsten sind die beiden sehr freundliche Leute, nicht abgehoben, aber auch nicht gerade die geborenen Hoteliers. Die meiste Arbeit übernehmen Aileen, ihr Mädchen für alles, und Ryszard, der sich um das Grundstück und den Anbau von Obst und Gemüse kümmert. Als sich eine Gruppe von Bankern aus London anmeldet und im leicht verwahrlosten Westflügel nebst Coach und Köchin einquartiert werden soll, wird nicht nur der Pfau für einige Aufregung sorgen. Und ganz am Ende gibt es dann noch eine gelungene Pointe, die einen etwas größeren Kreis schließt.
Die Geschichte schnappte mich gleich mit den ersten Seiten, die ich noch in der Buchhandlung las, und am selben Abend musste ich dringend auch den Rest lesen. Sprachlich auffallend: Der trockene und sehr humorvolle Stil und besonders die Dialoge in indirekter Rede, was mich vage an Die Vermessung der Welt erinnerte, wo ich diesen Kniff auch schon famos fand, unter anderem weil er oft zu unerwartet witzigeren Ergebnissen führte als ein Dialog in direkter Rede. Das funktioniert auch im Pfau prima, ohne deswegen irgendwie nachgemacht zu wirken. Es passt einfach in die unaufgeregte Schilderung der Ereignisse, die durchaus für alle Beteiligten viel Potenzial für kleinere und größere Aufregungen bieten.
Sehr gut gefiel mir auch die Beschreibung des Zusammenspiels der verschiedenen Charaktere bei der Teambuilding-Maßnahme und den begleitenden Erscheinungen. Schon die Psychologin, die diese Maßnahme moderieren soll, hat Bedenken, weil nicht nur das Team, sondern auch dessen kontrollsüchtige Chefin in die Maßnahme eingebunden werden soll. Denn wenn die Chefin dabei ist, fühlen sich natürlich die einzelnen Teammitglieder erst mal deutlich weniger frei als wenn sie unter sich geblieben wären. Aber was soll man machen. Jedenfalls bringen die im ersten Moment albern scheinenden Aufgaben wie Schiffe zeichnen und Hütten bauen tatsächlich viel Aufschluss über das Team, seine Strukturen und Hierarchien. Aber vor allem bringen sie die Beteiligten dazu, sich besser kennenzulernen und ihre nun einmal vorhandenen Eigenheiten und Talente besser zu organisieren. Wer je bei Teambuilding-Maßnahmen dabei war, wird diesen Part besonders realistisch finden.
Ebenfalls auffallend gelungen: Der Roman ist ja kein langer Wälzer und dennoch genügt Isabel Bogdan der Platz völlig, um in wenigen Worten und anschaulichen Szenen die Figuren und ihre Motivation darzustellen. Gelobt wurde schon der britische Stil – dem kann ich mich nur anschließen. Isabel Bogdan ist eine preisgekrönte Übersetzerin englischer Literatur, das hat sich vielleicht auf ihre Art zu erzählen ausgewirkt. Alles in allem: ein amüsanter Roman, den ich gern weiter empfehle.
Übrigens führt die Autorin ein schönes Blog, in dem sie unter anderem selbst Bücher bespricht.
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was ist denn das für eine schöne Münze?
oder ist es gar ein Knopf?
Weder noch, es ist eine flache, metallene Dose, innen hat sie ein rotes Polster als sei sie für Schmuck gedacht. Aber dazu ist sie eigentlich zu flach …
Das Übersetzen lehrt eine gewisse Disziplin, die beim eigenen Schreiben nützlich sein kann. Insofern wundert es mich nicht, das Isabo gut schreibt.
Das glaube ich gern. Das gute Übersetzen kann man gar nicht genug loben.
ähem, natürlich: dass Isabo usw. (Büroarbeit macht doof, wie man an mir sehen kann.)
Verschreiber sind keine Schande, kann passerien ; )
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Danke für den Hinweis, das scheint Lektüre für Abende am Kachelofen zu sein. Folglich muss ich mich beeilen, es bleibt nicht mehr viel Zeit bis zu den Abenden auf der Terrasse. Spezielle Empfehlungen dafür nehme ich dann auch gerne entgegen.
Am Kachelofen oder Kamin liest sich’s nochmal so gut : ) Liebe Grüße!
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OK. Ich kauf’s. .)
Ui, fein, bin gespannt, wie’s dir gefällt : )